Inhaltsverzeichnis
Prof. Dr. Axel Ngonga im Interview über seine Auszeichnung als „Most Influential Scholar“
Paderborner Wissenschaftler für Forschung im Bereich der automatischen Spracherkennung ausgezeichnet
Publikation über Betriebssystem „ReconOS“ geehrt – Aufnahme in die „Hall of Fame“
Preise für herausragende Leistungen beim Neujahrsempfang der Universität Paderborn verliehen
Daimler und Benz Stiftung zeichnet Paderborner Wissenschaftler aus
Prof. Dr. Axel Ngonga im Interview über seine Auszeichnung als „Most Influential Scholar“
Prof. Dr. Axel Ngonga, Leiter der Data Science (DICE) Group an der Universität Paderborn, zählt weltweit zu den Wissenschaftler*innen mit dem höchsten Impact im Bereich des Knowledge Engineering. Dies haben Analysen der unabhängigen Online Plattform AMiner ergeben, die in der kürzlich erschienenen „AI 2000 Most Influential Scholar List“ die 2000 einflussreichsten Forscher*innen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz bekannt gab. Das Ranking, bei dem Prof. Dr. Axel Ngonga im Bereich Wissensmodellierung den sechsten Platz belegt, zeichnet die Arbeit der vergangenen 10 Jahre den Forscher*innen aus. Im Interview spricht er über seine Forschung, die ihm diese Spitzenplatzierung eingebracht hat.
Worum dreht sich Ihre Forschung?
Wir wollen schlussendlich, dass Menschen und Maschinen Probleme gemeinsam lösen können. Das bedeutet, dass wir versuchen, Wissen so zu modellieren, dass es für Menschen noch nachvollziehbar ist, aber auch Maschinen dieses Wissen verarbeiten können. Unsere Forschungsarbeiten sind zentral darauf ausgerichtet Wissensgraphen zu bauen und nutzen, und zwar in einer Vielzahl von Anwendungen. Ein plastisches Anwendungsbeispiel ist dabei die Krebsforschung, wobei wir Wissen so modellieren, dass wir zeiteffizient komplexe Anfragen von Domänenexperten bearbeiten können. Die Antworten können dann von Ärzt*innen z.B. für die Personalisierung von Therapien genutzt werden.
Was versteht man unter Knowledge Engineering?
Bei Wissensmodellierung (wie es im Deutschen lautet) im klassischen Sinn geht es darum Modelle, so zu bauen, dass daten- oder wissensgetriebene Systeme Fragestellungen effizient beantworten können. Die zentrale Modellierungsfrage bei uns lautet: Wie modellieren wir Wissen so, dass Maschinen und Menschen zusammenarbeiten können?
Woran genau haben Sie in den vergangenen 10 Jahren geforscht, um solch einen Impact erzielt zu haben?
Eine Vielzahl unserer Arbeiten dreht sich um die Grundlagen für erklärbare KI. Wir untersuchen zum Beispiel, wie man KI-Modelle verbalisiert und damit diese Modelle mittels natürlicher Sprache erklärt. So sollen Menschen und Maschinen nicht nur die KI-Modelle verstehen, sondern auch deren Entstehung. Hier kann es zu einer Kooperation zwischen Mensch und Maschine kommen, indem Menschen gewisse Lernschritte korrigieren bzw. Modelle verwerfen oder zusätzliche Trainingsdaten zur Verfügung stellen. Die KI soll somit lernen, was tatsächlich intendiert war. Ein weiterer Bereich ist das Verarbeiten von Anfragen an große Wissensgraphen mit Milliarden von Fakten. Maschinen lernen aus solchen Graphen, indem sie eine Hypothese formulieren und aus dieser Anfragen generieren. Anhand der Ergebnisse der Anfragen können wir evaluieren, wie gut die Hypothese ist. Da wir sehr große Wissensgraphen mit mehreren Milliarden Knoten und Kanten haben, ging es darum, diese Anfragen möglichst zeiteffizient zu bearbeiten.
Außerdem beschäftigen wir uns mit Conversational AIs. Ein bekanntes Beispiel dafür wäre Siri oder Alexa, jedoch wollen wir komplexere Fragen beantworten können. Dazu wird natürliche Sprache verarbeitet und die Zusammenhänge in dieser auf Muster abgebildet. Diese Muster können dann genutzt werden, um Wissensgraphen zu traversieren und passende Antworten zu finden.
Des Weiteren beschäftigen wir uns seit fast einem Jahrzehnt mit Datenintegration. Dabei geht es um das Zusammenbringen von großen Datenmengen durch effiziente und effektive Methoden. Uns interessiert die Fragestellung, wie man komplexe Datenbestände so zusammenbringt, dass die Beantwortung von zunehmend komplexeren Fragen möglich wird. Durch die enorme Größe der Datensätze müssen wir zuerst Laufzeitprobleme lösen. Es geht aber auch darum, dass die Verknüpfungen zwischen den Daten stimmen. Dies sind letztendlich Probleme des maschinellen Lernens. Dort haben wir sehr viele neue Verfahren und Algorithmen entwickelt, um an dieses Problem heranzugehen. Wir konnten auch bestimmte theoretische Eigenschaften beweisen, die bis dahin nicht bewiesen wurden.
Was bedeutet so eine Auszeichnung für einen Wissenschaftler?
Man freut sich natürlich, da man Leib und Seele darin investiert, seine Forschung so zu gestalten, dass man einen Einfluss, ergo Impact, hat. Es ist schön zu sehen, dass man einen Einfluss gehabt hat, besonders wenn dies eine externe Entität bestätigt. Es ist gleichzeitig auch Ansporn, da man sein Qualitätsniveau beibehalten möchte, wenn nicht sogar noch verbessern.
Gibt es einen Meilenstein, den Sie unbedingt noch erreichen möchten?
Ich würde gerne diese Idee der Kollaboration zwischen Maschinen und Menschen umgesetzt sehen. Maschinen können datengetrieben sehr viele Probleme angehen, die wir bisher nicht angehen konnten. Aber nach wie vor haben Menschen diese Intuition, wie sie Einstein nannte, inne und dies haben Maschinen nicht. Dieses Zusammenspiel von digitaler Intelligenz und menschlicher Intelligenz würde ich gerne nutzen, um relevante Probleme zu lösen, z.B. um krebserregende Substanzen oder potenzielle Medikamente für Krankheiten vorhersagen zu können.
Hat sich ihre Arbeit zu Zeiten des Coronavirus geändert?
Ich habe den großen Vorteil, Informatiker zu sein. Ich brauche also nur einen Laptop, und dann bin ich glücklich. Mit Internetverbindung versteht sich. Forschungstechnisch hat sich dahingehend etwas verändert, dass man mehr digitale Termine hat. Inhaltlich hat sich aber nichts verändert. In der Lehre ist es eine Umstellung, da man digital weniger Feedback von den Studierenden bekommt und trotzdem auf die Bedürfnisse der Studierenden eingehen möchte. Vorlesungen müssen anders vorbereitet werden und den Studierenden muss wiederholt ermöglicht werden, Feedback zu geben.
Paderborner Wissenschaftler für Forschung im Bereich der automatischen Spracherkennung ausgezeichnet
Das US-amerikanische „Institute for Electrical and Electronic Engineers (IEEE)“ hat Prof. Dr. Reinhold Häb-Umbach von der Universität Paderborn zum „IEEE Fellow“ ernannt. Häb-Umbach, Leiter des Fachgebiets Nachrichtentechnik, erhält diese Auszeichnung für seine Beiträge zur Verbesserung der Robustheit von automatischer Spracherkennung gegenüber Verzerrungen. Die Technik stellt für Sprachassistenten wie Amazon Echo und Google Home einen wichtigen Bestandteil dar, um z. B. Umgebungsgeräusche auszublenden, wenn sich ein Sprecher weiter weg von der Aufnahmequelle befindet.
Das IEEE ist mit mehr als 400.000 Mitgliedern in über 160 Ländern die weltweit größte Ingenieursorganisation und beschäftigt sich mit Technologien und Entwicklungen u. a. in den Bereichen Telekommunikation, Computer, Elektrizität, Luftfahrtsysteme und Verbraucherelektronik. Jedes Jahr erhalten weniger als 0,1 Prozent der IEEE-Mitglieder ein Fellow-Zertifikat, das herausragende wissenschaftliche Errungenschaften auszeichnet.
Häb-Umbach ist seit 2001 Professor am Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik der Universität Paderborn und leitet die DFG-Forschungsgruppe „Akustische Sensornetze“, deren Förderung kürzlich mit rund 1,5 Millionen Euro um drei Jahre verlängert wurde. In der Forschungsgruppe arbeiten Wissenschaftler der Universitäten Paderborn, Bochum und Erlangen-Nürnberg seit 2016 an akustischer Signalverarbeitung der nächsten Generation, die u. a. in der Überwachung von Gebäuden oder Artenschutzgebieten und sogenannten „intelligenten Räumen“ (Smart Rooms) zum Einsatz kommen soll.
Aufnahme in Junges Kolleg
Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste fördert Paderborner Mathematikerin
Jun.-Prof. Dr. Claudia Alfes-Neumann, Mathematikerin an der Universität Paderborn, ist in das Junge Kolleg der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste aufgenommen worden. Die Juniorprofessorin forscht zu Problemen der Zahlentheorie sowie der theoretischen Physik, Kombinatorik und Geometrie.
Die Aufnahme in das Junge Kolleg ist eine wichtige Auszeichnung für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Nordrhein-Westfalen. Die Stipendiaten erhalten für einen Zeitraum von vier Jahren eine jährliche Förderung in Höhe von 10.000 Euro. Ihnen wird darüber hinaus Gelegenheit gegeben, ihre Projekte in interdisziplinären Arbeitsgruppen zu diskutieren und sich mit renommierten Mitgliedern der Akademie auszutauschen. In das Junge Kolleg können Wissenschaftler*innen aller Fachrichtungen berufen werden. Sie müssen bereits über ihre Promotion hinaus herausragende wissenschaftliche Leistungen erbracht haben, dürfen nicht älter als 36 Jahre sein und noch keine unbefristete Hochschullehrstelle innehaben.
„Die Aufnahme ist nicht nur eine Anerkennung herausragender wissenschaftlicher Leistungen, sondern gleichzeitig auch eine Investition in die Spitzenforschung der Zukunft“, so Prof. Dr. Birgitt Riegraf, Präsidentin der Universität Paderborn. Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. 1970 als Nachfolgeeinrichtung der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen gegründet, vereint die Akademie seit einem halben Jahrhundert die führenden Forscher*innen aus NRW unter ihrem Dach.
Jun.-Prof. Alfes-Neumann ist seit Oktober 2017 Juniorprofessorin für Reine Mathematik an der Universität Paderborn und leitet dort die Arbeitsgruppe Zahlentheorie und automorphe Formen.
Publikation über Betriebssystem „ReconOS“ geehrt – Aufnahme in die „Hall of Fame“
Manchmal braucht es ein wenig Geduld, bis die Ernte der Arbeit eingefahren werden kann: die Publikation „ReconOS: Multithreaded Programming for Reconfigurable Computers“, die Prof. Dr. Marco Platzner, Leiter der Arbeitsgruppe „Technische Informatik“, und Dr. Enno Lübbers, Alumnus des Instituts, im Jahr 2009 bei den „IEEE Transactions on Embedded Computing Systems“ veröffentlicht haben, wurde vom TCFPGA der ACM SIGDA in die „Hall of Fame“ aufgenommen und in einer Online-Konferenz gewürdigt.
Ein neuer Ansatz zur Programmierung von rekonfigurierbaren Rechnerarchitekturen
Prof. Platzner erklärt, womit sich das Projekt befasst: „Es geht um einen neuen Ansatz zur Programmierung von rekonfigurierbaren Rechnerarchitekturen. Das sind Rechner, die auf sogenannten field-programmable gate arrays (FPGAs) basieren. Wir haben in der Arbeit und dem zugrundeliegenden Projekt die Möglichkeit geschaffen, Computer mit CPUs und FPGAs ‚multi-threaded‘ zu programmieren. Die Berechnungen werden dabei in einzelne Threads aufgeteilt und dann auf CPU-Kerne und die rekonfigurierbare Hardware aufgeteilt. Dabei spielt es funktional keine Rolle, welcher Thread wo ausgeführt wird, sondern nur für die Performance. Unser Ansatz erlaubt es auch, die Threads zur Laufzeit zwischen den CPU-Kernen und der rekonfigurierbaren Hardware zu verschieben. Damit kann man adaptive Systeme entwerfen, die sich zur Laufzeit selbst an Änderungen anpassen können.“
Über 14 Jahre Entwicklung und Einsatz in Forschungsprojekten
Das Projekt hat eine lange Geschichte: Dr. Lübbers, damals Doktorand, war der ursprüngliche Architekt der ersten zwei ReconOS-Versionen. Von 2006 bis 2009 wurde ReconOS (der Titel setzt sich zusammen aus „Recon“ für „reconfigurable“ und „OS“ für „operating system“, also „Betriebssystem“) im Rahmen eines Projekts als Teil des DFG-Schwerpunktprogramms 1148 „Rekonfigurierbare Rechnerarchitekturen“ entwickelt. Auch nach Abschluss des Projekts wurde es weiterentwickelt, an neue Technologien angepasst und in Grundlagen- sowie Industrieforschungsprojekten eingesetzt. So fand es u.a. Einsatz in dem EU-Projekt EPICS (2010-2014) und findet sich auch in den Arbeiten zum Sonderforschungsbereich 901 On-The-Fly-Computing wieder. Auch in Projekten mit Industriepartnern wie Weidmüller Interface im Rahmen des Technologienetzwerks it’s OWL wurde ReconOS eingesetzt. Nun, nach über 14 Jahren Forschung und Weiterentwicklung, wurde das Paper von Prof. Platzner, Dr. Lübbers und weiteren wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen als eines der exzellentesten auf seinem Gebiet ausgezeichnet.
Aufnahme in die „Hall of Fame“
Die TCFPGA Hall of Fame würdigt die wichtigsten von Fachkolleg*innen begutachteten Publikationen auf dem Gebiet der FPGAs, hebt die wichtigsten Beiträge hervor und repräsentiert den Wissensschatz, der sich in den letzten 30 Jahren angesammelt hat. Prof. Platzner und Dr. Lübbers wurden mit ihrer Arbeit nun in die diesjährige Hall of Fame des „ACM/SIGDA Technical Committee on FPGAs“ aufgenommen. Bei einer virtuellen Konferenz hielten sie einen Vortrag über die Entwicklung ihres Projekts, und inwiefern es auch weiterhin eingesetzt werden soll.
„Das ist eine große Ehre und Anerkennung“, bestätigt Prof. Platzner. Denn pro Jahr werden nur maximal drei solcher Anerkennungen vergeben. „Dabei wird immer mindestens zehn Jahre zurückgeschaut, welche Publikationen es damals gab und welchen Impact diese über die Zeit hatten, gemessen an Zitierungen und Bekanntheit der Arbeiten.“, erklärt Prof. Platzner weiterführend. Die Aufnahme in die Hall of Fame ist eine seltene Ehre: Denn es werden nur die besten 1% der Paper im Bereich FPGAs und des Reconfigurable Computings ausgezeichnet.
ReconOS ist ein Open Source Projekt, verfügbar unter:
www.reconos.de
Offizielle Meldung der Aufnahme in die Hall of Fame:
hof.tcfpga.org
Virtuelle Konferenz „30th International Conference on Field-Programmable Logic and Applications“ (ausgerichtet vom 31.08. bis 04.09.2020 in Göteburg/Schweden):
www.fpl2020.org
Preise für herausragende Leistungen beim Neujahrsempfang der Universität Paderborn verliehen
Die Auszeichnung herausragender Leistungen bildet traditionell einen wichtigen Teil des Neujahrsempfangs der Universität Paderborn, der am Sonntag, 19. Januar, im Auditorium maximum stattgefunden hat. Gleich in mehreren Kategorien konnten sich erfolgreiche Jung-Akademiker*innen über Auszeichnungen freuen.
Preise des Präsidiums für ausgezeichnete Dissertationen erhielten Dr. Dominik Gutt, Dr.-Ing. Sebastian Rieks, Dr. Johanna Sackel, Dr. Johannes Späth (Fachgebiet Softwaretechnik im Institut für Informatik) und Dr. Carina Witte. Die Preise sind mit je 2.000 Euro dotiert.
Für ihre herausragenden Abschlussarbeiten erhielten Lasse Lennart Wolf (Fachgebiet Spektralanalyse im Institut für Mathematik) in der Kategorie Ingenieur- und Naturwissenschaften und Boluwatife Marie Akinro in der Kategorie Geistes- und Gesellschaftswissenschaften einschließlich Wirtschaftswissenschaften Preise von der Universitätsgesellschaft und eine Förderung von je 1.300 Euro.
Der Preis für internationale Studierende ging an Ange Gaelle Simo Noumbissi.
Der Preis des DAAD an internationale Studierende der Universität Paderborn ging an Kai Zhao.
Daimler und Benz Stiftung zeichnet Paderborner Wissenschaftler aus
Die Daimler und Benz Stiftung hat zwölf Stipendien zur Förderung von Postdoktorand*innen und Juniorprofessor*innen vergeben. Zwei davon gingen an Jun.-Prof. Dr. Claudia Alfes-Neumann und Dr.-Ing. Moritz Schulze Darup von der Universität Paderborn. Mit dem Programm möchte die Stiftung die Forschungsautonomie und Kreativität von jungen Wissenschaftler*innen nach ihrer Promotion fördern. Für die nächsten zwei Jahre erhalten die Forscher eine Fördersumme in Höhe von je 40.000 Euro.
Eigenschaften von Zahlen – dazu forscht die Zahlentheoretikerin Alfes-Neumann vom Institut für Mathematik. Im Rahmen ihres geförderten Projekts „CM Integrals of Igusa Invariants“ beschäftigt sich die Mathematikerin mit ausgewählten Modulformen, insbesondere ihren Beziehungen zueinander. Modulformen sind komplexe Funktionen, die bestimmte Symmetrien aufweisen und neben der Zahlentheorie in vielen anderen Bereichen der Mathematik eine große Rolle spielen, wie z. B. in der Geometrie.
Schulze Darup leitet eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Emmy Noether-Nachwuchsgruppe für verschlüsselte Regelungstechnik. Diese verzahnt moderne Regelungsverfahren mit kryptografischen Methoden, um langfristig den sicheren Betrieb kritischer Infrastruktur zu gewährleisten. Die zukunftsweisende Technologie steckt zurzeit noch in den Kinderschuhen. Das durch die Daimler und Benz Stiftung geförderte Projekt zielt daher auf die prototypische Anwendung verschlüsselter Regelungen ab.
Die Stipendien werden seit 2011 jährlich vergeben. Das Programm richtet sich an Wissenschaftler*innen aller Fachdisziplinen und fördert – neben den Projekten – auch die Kommunikation unter den Stipendiat*innen. Dazu gehören regelmäßige Veranstaltungen sowie ein interdisziplinärer Gedankenaustausch.
Wissenschaftler für herausragende Leistungen in Forschung und Lehre geehrt
Präsidium der Universität Paderborn vergibt Lehrpreise und Graduiertenstipendien
Innovative Lehrkonzepte, besonderes Engagement in der Betreuung von Studierenden und herausragende Promotionsvorhaben: Um die Qualität in Lehre und Forschung an der Universität Paderborn weiter zu verbessern, vergibt das Präsidium regelmäßig Preise und Stipendien. Zukunftsweisende Projekte, moderne Lehr- und Lernformate und der wissenschaftliche Nachwuchs sollen so intensiv gefördert werden. Da der „Tag der Lehre“ und der „Tag der Forschung“ 2020 aufgrund der Corona-Pandemie nicht wie gewohnt stattfinden konnten, zeichnete die Hochschulleitung exzellente Leistungen ihrer Wissenschaftler*innen am Donnerstag, 20. August 2020, in einem kleinen Kreis aus. Prof. Dr. Johannes Blömer, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, und Prof. Dr.-Ing. Volker Schöppner, Vizepräsident für Lehre, Studium und Qualitätsmanagement, waren sich bei der Urkundenübergabe einig, dass das besondere Engagement der Nachwuchswissenschaftler*innen und Lehrenden große Anerkennung verdiene. Sie freuten sich über die vielen einfallsreichen Projektideen und gratulierten den Preisträgern*innen und Stipendiat*innen für ihre herausragenden Leistungen.
Preise für Innovation und Qualität in der Lehre
Das Präsidium zeichnete mehrere Wissenschaftler*innen für ihre neuartigen Ansätze zur Verbesserung der universitären Lehrqualität mit dem „Förderpreis für Innovation und Qualität in der Lehre“ aus. Mit dem Preis will die Hochschulleitung Wissenschaftler*innen dazu ermutigen, innovative Konzepte zu erproben und umzusetzen. Die Auszeichnung und damit einhergehend ein Fördervolumen in Höhe von rund 20.000 Euro gingen zum einen an Dr. Dagmar Festner vom Institut für Erziehungswissenschaft für ihr Projekt „Wie reagiere ich, wenn …? – Handlungsrepertoire für herausfordernde Lehr-Lern-Situationen. Begleitseminar Emotionale und soziale Entwicklung“. Ebenso mit dem Preis geehrt wurden Prof. Dr. Lothar van Laak, Katharina Blum, Dr. Michael Heidgen und Verena Witschel, alle vom Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft, für ihr gemeinsames Projekt „Barockes Paderborn digital. Aufbau einer Lernplattform von Studierenden für und mit Schülerinnen und Schülern“. Neben der Auszeichnung erhält die Arbeitsgruppe rund um Prof. Dr. van Laak eine Fördersumme von rund 33.000 Euro.
Der „Förderpreis für Innovation und Qualität in der Lehre“ soll Wissenschaftler*innen als Anschubfinanzierung dienen, um ihre Lehrkonzept-Idee zu realisieren, eine Pilotphase zur Verbesserung der Qualität in der Lehre durchzuführen oder bestehende Konzepte weiterzuentwickeln.
Lehrpreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs
Besondere Leistungen von jungen Wissenschaftler*innen in der Lehre, Beratung und Betreuung von Studierenden würdigte die Universitätsleitung mit dem „Lehrpreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs“. Unter dem Vorsitz von Prof. Dr.-Ing. Volker Schöppner zeichnete die Lehrpreiskommission ein Kooperationsprojekt von Wissenschaftlern der Fakultät für Maschinenbau und der Fakultät für Kulturwissenschaften aus. Die Nachwuchswissenschaftler Bowen Deng und Dennis Hambach, beide von der Fachgruppe Konstruktions- und Antriebstechnik, sowie Hongyu Zhu vom Bereich Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache erhielten den Preis für ihr Lehrprojekt „Fachspezifisches Chinesisch trifft technisches Deutsch für ausländische Studierende“. Damit gehen die jungen Wissenschaftler einem Wunsch von Studierenden nach: Um im Maschinenbau-Studium noch intensiver von der Kooperation zwischen der Universität Paderborn und der chinesischen Qingdao University of Science and Technology (QUST) profitieren zu können, soll mehr authentische Kommunikation mit Muttersprachlern in die Sprachlehre einbezogen werden, sodass Studierende fachspezifische beziehungsweise technische Begrifflichkeiten besser lernen können.
Ziel des mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Preises ist es, Lehrkonzepte und -methoden mit herausragendem und beispielhaftem Charakter zu würdigen und die Bedeutung der Hochschullehre für die Ausbildung des akademischen Nachwuchses sichtbar zu machen.
Graduiertenstipendien für herausragende Promotionsvorhaben
Außerdem vergab das Präsidium Stipendien an besonders qualifizierte wissenschaftliche Nachwuchskräfte, die im Studium überdurchschnittliche Leistungen erbracht haben ,und deren Promotionsvorhaben einen wichtigen Beitrag zur Forschung erwarten lassen. Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Johannes Blömer empfahl die Forschungskommission in diesem Jahr die Förderung von drei Bewerberinnen und einem Bewerber. Alle vier Stipendiaten erhalten damit eine monatliche Förderung in Höhe von je 2.000 Euro.
Über ein Grundstipendium mit einer Förderungsdauer von drei Jahren freute sich Brenda Sänger, Fakultät für Kulturwissenschaften, die zum Thema „Motivation für das Erlernen der Fremdsprache Deutsch im Fachstudium – eine Mixed-Methods-Studie am Beispiel chinesischer Studierender in technischen Fächern“ forscht. Ein Abschlussstipendium, das eine Förderungsdauer von bis zu einem Jahr vorsieht, erhielten Muhammad Awais, Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik, für „High-level Synthesis of Approximate Circuits“ und Elena Fingerhut, Fakultät für Kulturwissenschaften, mit „Implizite Strukturen im Kontext medialer Adresskonzepte“. Ein Promotionsstipendium im Bereich der Genderforschung, ebenfalls mit einer Förderungsdauer von drei Jahren, ging an Kirsten Behr, Fakultät für Kulturwissenschaften, die zum Thema „Ökologien des Weiblichen: Körper, Katastrophe und Natur in der frankokaribischen Literatur“ promoviert.
Kommunikation bei Raumfahrtmission „Apollo 11“: Paderborner Wissenschaftler gewinnen Sprachdaten-Wettbewerb
Das Programm „Apollo 11“ gehört zu den bekanntesten wissenschaftlichen Erfolgsgeschichten der Raumfahrthistorie. Originaltonbandaufnahmen dokumentieren heute noch die Kommunikation zwischen Astronauten und Bodenpersonal bei dieser Mission. Das Problem: Die Aufzeichnungen enthalten viele Störgeräusche. Bei der „Fearless Steps Challenge“ traten nun Wissenschaftler*innen in einem internationalen Wettbewerb an, um ihre Algorithmen und Verfahren zur Sprachdetektion, Signalentstörung und automatischen Verschriftung zu vergleichen. Zwei Wissenschaftler des Fachgebiets Nachrichtentechnik der Universität Paderborn unter der Leitung von Prof. Reinhold Häb-Umbach waren bei einer der Aufgabenstellung, der Sprachaktivitätsdetektion, besonders erfolgreich: Jens Heitkämper und Dr.-Ing. Jörg Schmalenströer belegten mit ihrem System den ersten Platz. Insgesamt gab es 111 Einreichungen zu dem Wettbewerb.
Um die Tonbandaufnahmen einer maschinellen Verarbeitung zugänglich zu machen, wurden zuvor 19.000 Stunden des Tonmaterials an der US-amerikanischen Universität Dallas digitalisiert. Mit ihrem System, das auf einem speziell für diese Aufgabe entworfenem neuronalen Netz basiert, konnten sich die Paderborner Wissenschaftler gegenüber der Konkurrenz durchsetzen. Häb-Umbach: „Die Aufnahmen stellen eine echte Herausforderung dar, da sie ein schlechtes und schwankendes Signal-zu-Rauschleistungsverhältnis haben und auch viele andere Störungen enthalten, wie etwa Alterungseffekte des analogen Tonbandes.“ Heitkämper: „Unser System basiert auf einem neuronalen Netz, das über eine Trainingsphase lernt, Sprache von Störungen zu unterscheiden. Um uns von anderen Teilnehmern abzusetzen, haben wir eine neue, auf die Problemstellung angepasste Netzarchitektur entworfen.“
Die vollständigen Ergebnisse gibt es unter:
https://fearless-steps.github.io/ChallengePhase2/Final.html
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Forschung zur Zahlentheorie
Jun.-Prof. Dr. Claudia Alfes-Neumann erhält Fellowship der German Scholars Organization und der Klaus Tschira Stiftung
Jun.-Prof. Dr. Claudia Alfes-Neumann wurde für ihre Forschung zur Zahlentheorie ein Fellowship der German Scholars Organization und der Klaus Tschira Stiftung verliehen. Die Mathematikerin erhielt das sogenannte Klaus Tschira Boost Fund-Fellowship und wird über zwei Jahre mit insgesamt 80.000 Euro gefördert.
Mit dem Klaus Tschira Boost Fund möchten die German Scholars Organization und die Klaus Tschira Stiftung exzellente Wissenschaftler*innen der Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik fördern – durch die Vergabe flexibler Fördergelder, eine gezielte Begleitung und Beratung zur professionellen und persönlichen Weiterentwicklung sowie durch die Unterstützung beim Aufbau von Kooperationen und Netzwerken. Die Stiftung und das Fellowship sind nach dem Unternehmer und SAP-Mitgründer Klaus Tschira benannt. 1995 rief er die Stiftung ins Leben, um die Naturwissenschaften, die Informatik und die Mathematik zu fördern.
Claudia Alfes-Neumann ist seit 2017 Juniorprofessorin für Zahlentheorie und automorphe Formen am Institut für Mathematik. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Zahlentheorie, Modulformen und deren Verallgemeinerungen sowie L-Funktionen. Im Februar 2020 erhielt Alfes-Neumann für ihre Forschungsprojekte zur Zahlentheorie bereits ein Stipendium der Daimler und Benz Stiftung.
Prof. Tülay Adali erhält Humboldt-Forschungspreis, um an der Universität Paderborn zum Thema Data Fusion zu forschen
Professorin Tülay Adali von der University of Maryland, Baltimore County, USA, hat einen international hoch angesehenen Humboldt-Forschungspreis von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung erhalten, der ihr ab 2021 mehrere längerfristige Forschungsaufenthalte an der Universität Paderborn ermöglichen wird. Prof. Adali ist eine international führende Forscherin auf den Gebieten des maschinellen Lernens, der Data Science und der Signalverarbeitung, mit Anwendungen u. a. im Mobilfunk, den Neurowissenschaften und der Biomedizin. Gegenwärtig ist Prof. Adali Vice President of Technical Directions des IEEE, dem weltweit größten technischen Berufsverband.
In Paderborn wird Prof. Adali vor allem mit Prof. Peter Schreier vom Fachgebiet Signal- und Systemtheorie (Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik) zusammenarbeiten, um Verfahren zur Fusion mehrerer Datensätze zu entwickeln, die ausschließlich datengetrieben sind und damit wenig Vorwissen und Annahmen erfordern. Ein Fokus wird dabei auf der Identifikation von Biomarkern für Gehirngesundheit und -erkrankungen basierend auf medizinischer Bildgebung liegen. Prof. Schreier zeigte sich hocherfreut: „Natürlich ist ein Humboldt-Forschungspreis in erster Linie eine Auszeichnung für die Preisträgerin. Die Tatsache allerdings, dass eine wissenschaftlich so herausragende Persönlichkeit an die Universität Paderborn kommt, um hier für längere Zeit zu forschen, zeigt auch, wie attraktiv Paderborn als Wissenschaftsstandort ist.“