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Bes­se­re Ent­schei­dun­gen dank Ri­si­ko­kom­pe­tenz

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Bei der Absolventenfeier der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik (EIM) am 7. Juli sprach Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin, über die Risikokompetenz unserer Gesellschaft und den Unterschied zwischen absolutem und relativem Risiko.

Die digitalisierte Gesellschaft investiert viel Geld in neue Technologien, die beinahe jeden Lebensbereich des Menschen vereinfachen und optimieren sollen, aber zu wenig in den Menschen selbst, damit er diese Technologien verstehen und anwenden kann – psychisch sowie auch physisch. Vor allem in der Statistik suggerieren Zahlen einen falschen Eindruck der Wirklichkeit, wenn es um die Bezifferung eines Risikos geht. In England beispielsweise hieß es in einer Studie, dass Frauen, die die Antibabypille der dritten Generation nehmen, ein um 100% höheres Risiko einer Thrombose tragen. Daraufhin setzten tausende Frauen die Pille ab, wurden ungewollt schwanger, und es kam zu einer drastischen Zunahme der Schwangerschaftsabbrüche. Als absolutes Risiko ausgedrückt bedeutet dies, dass anstatt eine Frau von 7000 nun zwei an Thrombose erkranken, was deutlich harmloser klingt als das relativ gestiegene Risiko um 100%. Laut Gerd Gigerenzer ist dies eines von vielen Beispielen, um zu verdeutlichen, wie wichtig das Verständnis von Zahlen und die Risikokompetenz, also das entspannte und reflektierte Abwägen und Einschätzen von Risiken, sind.

Der Mensch solle aber dennoch nicht sein Bauchgefühl und seine Intuition verlieren, so Gerd Gigerenzer, da Statistiken in vielen Situationen nicht ausreichen, in akuten Gefahrensituationen sogar unbrauchbar sind. In Situationen, in denen die Statistik an ihre Grenzen stößt, kommt die Heuristik ins Spiel – die Kunst „sich auf das wesentliche zu konzentrieren und den Rest auszublenden“. Ein gutes Beispiel dafür ist ein Fußballspieler, der in Sekundenschnelle auf einen Pass reagieren muss. Eine statistische Analyse der Situation aufgrund von Erfahrungswerten ist hier unrealistisch. Stattdessen wandelt der Spieler seine Erfahrungen in Intuition um und folgt einem Dreipunkteplan: den Ball fixieren, loslaufen und die Geschwindigkeit so anpassen, dass der Blickwinkel konstant bleibt.
Gerd Gigerenzer bedauert das schwindende Ansehen der Heuristik und die zunehmende Präsenz von Statistiken für jeden erdenklichen Sachverhalt. Er sieht darin einen Zusammenhang zu der immer geringer werden Bereitschaft von Führungskräften, Verantwortung zu übernehmen. Sie stützen sich lieber auf Statistiken, als dem Bauchgefühl eine Chance zu geben.

Durch Risikokompetenz in Form eines gesunden Gleichgewichts zwischen Heuristik und Statistik die Kontrolle über das digitale Geschehen unserer Gesellschaft langsam zurückerlangen – das sollte das Ziel eines jeden digital mündigen Bürgers sein. Die Absolventinnen und Absolventen können nach ihrem Abschluss nun dazu beitragen, ihre eigenen Entscheidungen kompetenter zu treffen und anderen dazu verhelfen, dies ebenfalls tun zu können. Denn eines ist die Risikokompetenz laut Gerd Gigerenzer auf jeden Fall: so wichtig wie das Lesen und Schreiben.

Die erste wichtige Entscheidung der Absolventinnen und Absolventen war das erfolgreiche Beenden ihres Bachelor- beziehungsweise Masterstudiums an der Fakultät EIM. Neben der Vergabe der Zeugnisse wurde bei der Feier außerdem je ein Absolvent oder eine Absolventin des Bachelor- und Masterstudiengangs der drei Institute mit dem Preis für herausragende Studienleistung geehrt. Für die Bachelorstudiengänge wurden Tobias Gburrek (Elektrotechnik), Karsten Jungnitsch (Informatik) und Lasse Lennart Wolf (Mathematik) ausgezeichnet, in den Masterstudiengängen sind die Preisträger Janek Ebbers (Elektrotechnik), Maarten Bieshaar (Informatik) sowie Timo Henkel (Mathematik). Auch die Promovierenden haben an diesem Tag ihre Zeugnisse erhalten.
Traditionell wird bei der Absolventenfeier der Weierstraß-Preis für besondere Lehre verliehen. In diesem Jahr erhielten ihn der Prof. Dr. Holger Karl (Informatik) sowie Dipl.-Ing. Robel Besrat (Elektrotechnik).

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(Foto: Sergei Olfert) Die Absolventinnen und Absolventen des Jahres 2017.