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Dr.-Ing. Phil­ipp Ter­hörst ist neu­er Nach­wuchs­grup­pen­lei­ter im Be­reich „Re­spon­si­ble Ar­ti­fi­ci­al In­tel­li­gence for Bio­me­trics“

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Im Laufe des Jahres 2023 wird das Institut für Informatik insgesamt vier Nachwuchsgruppenleitende einstellen, wodurch das Forschungsangebot an der Universität Paderborn auch für Studierende erweitert wird.

Seit dem Wintersemester 2022/23 kann das Institut für Informatik mit Dr.-Ing. Philipp Terhörst einen neuen Nachwuchsgruppenleiter begrüßen. Mit dem Forschungsfeld „Responsible Artificial Intelligence for Biometrics“ können sich Studierende auf eine spannende Thematik freuen, die bisher nur wenig an der Universität behandelt wurde. Biometrische Systeme zielen unter anderem darauf ab, die Identität einer Person zu überprüfen und werden beispielsweise in Smart Homes zur Stimmerkennung oder auch für die Gesichtserkennung am Flughafen genutzt.

Dr.-Ing. Philipp Terhörst studierte zunächst Physik, mit Nebenfach Informatik, an der TU Darmstadt. Begeistert hat ihn schon zu dieser Zeit die Mischung aus Physik, Informatik und Mathematik. Ein ehemaliger Tutor brachte ihn schließlich auf das Thema Machine Learning, woraus eine Masterarbeit am Fraunhofer Institut für graphische Datenverarbeitung in Darmstadt resultierte. So kam er auch zu seinem jetzigen Forschungsschwerpunkt der Biometrie, in der biologische Daten gemessen und analysiert werden. Anschließend fokussierte er sich auf das Thema Gesichtserkennung, was bis heute Teil seiner Forschung ist. Er promovierte zum Thema „Mitigating Soft-Biometrics Driven Privacy and Bias Concerns in Face Recognition Systems”. Mit seiner Arbeit gewann er den IANUS Preis, den European Biometrics Industry Award, der von der European Association for Biometrics vergeben wird und seine Dissertation wurde als Beste der TU Darmstadt ausgezeichnet. Anschließend erhielt er das Alain Bensoussan Fellowship der European Research Consortiums for Informatics and Mathematics, woraus ein Auslandsaufenthalt an der Norwegian University of Science and Technology resultierte. 

Als neuer Nachwuchsgruppenleiter legt Dr.-Ing. Philipp Terhörst seinen Fokus auf die vier Themenschwerpunkte Fairness, Privacy, Reliability und Explainability. Im Forschungsschwerpunkt „Fairness“ geht es darum, dass alle Personengruppen vom Algorithmus gleichbehandelt werden und keine Diskriminierung durch größere Fehlerraten stattfindet. Ein Problem ist, dass viele Informationen verarbeitet werden, die für die Anwendung nicht nötig sind. Daher entwickelt er bereits faire Algorithmen, die nicht von diesem Problem betroffen sind. Da sich neben der Identität auch weitere Informationen ableiten lassen, die für den Erkennungszweck jedoch nicht gebraucht werden, entstehen daraus auch datenschutzrechtliche Probleme, denen er mit dem Thema „Privacy“ mehr Aufmerksamkeit schenken möchte. Dr.-Ing. Terhörst betont, dass die biometrischen Systeme starke Auswirkungen auf die Nutzenden haben, die mit finanziellen und gesellschaftlichen Folgen verbunden sein können. Im Themenschwerpunkt „Reliability“ steht daher die Zuverlässigkeit der Algorithmen im Fokus. Wichtig ist ihm außerdem die biometrischen Erkennungssysteme erklärbarer zu machen, damit der Mensch die Entscheidungsfindung nachvollziehen kann, um der Entscheidung des Systems zu vertrauen oder nicht. Dies behandelt er unter dem Thema „Explainability“.

Ein weiteres Ziel ist es, die Wissenschaftscommunity, die sich mit dem Thema Biometrie beschäftigt, stärker zu vernetzen und auf das Thema Responsibility und auf den Standort Paderborn aufmerksam zu machen. Durch den Aufbau einer Forschungsgruppe entsteht für ihn außerdem die Möglichkeit, die Forschung deutlich schneller und tiefgreifender voranzutreiben. In den kommenden Jahren möchte er biometrische Gesichtserkennungssysteme bauen, die nicht nur auf die Industrie zugeschnitten sind, sondern auch auf die gesellschaftlichen Bedürfnisse eingehen. Dass seine Entwicklungen direkt in die Praxis eingebaut werden können, ist für Dr.-Ing. Terhörst motivierend und schön zu sehen: „Ich versuche Probleme zu lösen, die in der Praxis auftreten und direkte Konsequenzen auf die Realität haben.“. Neben der eigenen Forschung freut sich Dr.-Ing. Terhörst außerdem auf die Lehre: „Was ich sehr mag, ist die Arbeit mit Studierenden. Meine Erfahrung ist, dass diese unglaublich motiviert, unvoreingenommen und offen sind.“. Momentan hält er die Masterveranstaltung „Machine Learning For Biometrics“. Im Sommersemester folgt mit „Introduction to Human-Centered Machine Learning” eine Bachelorveranstaltung.

Die Nachwuchsgruppenleitung bietet Forschenden die Möglichkeit, eigenständig eine Arbeitsgruppe zu leiten und die eigenen Forschungsschwerpunkte zu vertiefen. Hierbei ist vor allem die wissenschaftliche Selbstständigkeit hervorzuheben, die die Anstellung mit sich bringt. Institutsleiter Prof. Dr. Christian Scheideler betont die Bedeutung und den Einfluss auf das Forschungsprofil der Universität Paderborn: „Durch die neu geschaffenen Nachwuchsgruppenleitungen entsteht die Möglichkeit, die vorhandenen Forschungsschwerpunkte zu verstärken und auszuweiten und neue Forschungsfelder zu erproben. Das führt auch zu einer Bereicherung unserer Lehre, was das Informatikstudium bei uns attraktiver macht.“.

Wir wünschen Dr.-Ing. Philipp Terhörst einen guten Start als Nachwuchsgruppenleiter und freuen uns sehr, ihn im Institut für Informatik an der Universität Paderborn begrüßen zu dürfen.

(Foto: Nadija Carter)